«Wir leisten einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft»

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch bei Burckhardt Compression, dem weltweiten Marktführer für Kolbenkompressorsysteme aus Winterthur, sind mehrere Nachhaltigkeitziele in der Geschäftsstrategie verankert. Doch was heisst das genau und wie konkret werden diese Ziele umgesetzt? CEO Fabrice Billard beantwortet uns diese Frage im Interview.

Entgegen dem Trend vieler Unternehmen läuft es bei Burckhardt Compression äusserst positiv. Was tun Sie, um diese Entwicklung auch in den kommenden Monaten weiterzuführen?
Fabrice Billard: Im Kern: wir müssen innovativ und nah am Markt bleiben. Angesichts der globalen Umstellung auf nachhaltigere und sicherere Energiequellen werden wir zweifellos weiterhin von unserer starken Positionierung in den entsprechenden Anwendungen profitieren. Wir erzielen bedeutende Fortschritte bei existierenden Anwendungen für Solarpaneelen, Flüssiggas und der Erschließung neuer Wachstumsmöglichkeiten im Bereich Wasserstoffmobilität und -energie.

Seit April 2022 ist Fabrice Billard CEO von Burckhardt Compression.

Mit welchem Ansatz unterstützt Burckhardt Compression die von den Vereinten Nationen definierten Ziele für nachhaltige Entwicklung SDG?
Unser Ziel ist es, führende Kompressorlösungen für eine nachhaltige Energiezukunft zu schaffen. Dies verwirklichen wir, indem wir Nachhaltigkeit zu einem zentralen Element unserer Strategie gemacht haben. Unsere Bemühungen zielen darauf ab, Lösungen zu entwickeln, die den Bedürfnissen der heutigen Generation gerecht werden, ohne die Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen. Bei allem, was wir in diesem Bereich unternehmen, bleiben wir pragmatisch und wirkungsorientiert.

Sie haben fünf der 17 definierten UN-Nachhaltigkeitsziele für Ihr strategisches Rahmenwerk ausgewählt. Wieso genau diese fünf?
Diese fünf Nachhaltigkeitsabsichten stehen in direktem Zusammenhang mit unseren wesentlichen Themen und reflektieren unsere Überzeugung, dass wir durch unser Engagement in diesen Bereichen den grössten Unterschied machen können. Wir glauben fest daran, dass diese Ziele uns ermöglichen, nachhaltige und wirkungsvolle Veränderungen zu bewirken und unseren Beitrag zu einer besseren Zukunft zu leisten.

Wo kann Burckhardt Compression bei den einzelnen Zielen konkret einen Beitrag leisten?
Zum Beispiel bei der Bewältigung des Klimawandels: Unser Ziel ist es, dass 40 Prozent unseres Bestellungseingangs von Anwendungen kommt, welche die weltweite Energietransition unterstützen. Zudem möchten wir unsere Treibhausgasemissionsintensität bis 2027 für Scope 1 und Scope 2 um 50 Prozent reduzieren. Burckhardt Compression Spanien zum Beispiel hat auf dem Dach Solarmodule installiert, die rund 40 Prozent des Energieverbrauchs decken. Ähnliche Initiativen verfolgen wir auch an anderen Standorten in der Schweiz, China oder in Südkorea. Zudem investieren wir weiter in die Digitalisierung und gehören hier zu den Vorreitern unserer Branche. Lösungen wie UP! Solutions Remote Support tragen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bei, indem sie die Reiseaktivitäten von Servicetechnikern reduzieren.

Wie und wo beeinflusst dieser strategische Fokus Ihre Geschäftsentscheidungen?
Alle Mitglieder der Geschäftsleitung sind gleichzeitig Mitglieder des Exekutivteams Nachhaltigkeit, das für den strategischen Ansatz auf Gruppenebene und die Einhaltung unseres Nachhaltigkeitsfahrplans verantwortlich ist. Die strategische Ausrichtung auf Nachhaltigkeit hat unter anderem Auswirkungen auf F&E-Projekte, CAPEX-Investitionen, operative KPIs und die langfristigen Bonuspläne des Senior Managements. Unser Standort Winterthur in der Schweiz ist beispielsweise an der Umsetzung eines mehrjährigen Projekts zur Energieeinsparung im Produktionsbetrieb und in den Büros beteiligt.

Hat dieser strategische Fokus einen positiven Einfluss bei der Rekrutierung?
Wir dürfen uns 2023 zu den Top 9 Prozent der attraktivsten Schweizer Arbeitgebern im Maschinen- und Anlagenbau zählen.

Bis 2035 will Burckhardt Compression die operative Netto-Null (Scope-1- und Scope-2-Emissionen) erreichen.

Das Ranking basiert auf einer unabhängigen Befragung von Arbeitnehmenden, die durch den Datenanalysten Statista sowie unter den Leserinnen und Lesern der «Handelszeitung» und von «Le Temps» durchgeführt wurde. Auch in unserer internen Mitarbeitendenbefragung konnten wir die Resultate weiter verbessern. Diese guten Ergebnisse können sicher auch auf unsere Strategie und unser Engagement für Nachhaltigkeit zurückgeführt werden. Wir sind davon überzeugt, dass die Massnahmen zu unserer geringen Fluktuation beitragen, und zufriedene Kollegen die beste Werbung zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter sind. Die Loyalität und Identifikation mit unserem Unternehmen werden durch die Firmenzugehörigkeit von durchschnittlich 8 Jahren zusätzlich bestätigt.

Ihr Nachbar WinGD gibt sehr konkret an, wie gross sein Hebel bei der Reduzierung des globalen CO2 Ausstosses ist. Wie sieht das bei Burckhardt Compression aus, können Sie das auch so konkret beziffern?
Es ist für uns sehr schwer, generelle Aussagen zu treffen, da all unsere Kunden die Kompressoren unterschiedlich einsetzen. Wir können jedoch anhand von Beispielen zeigen, wie gross der Einfluss unserer Lösungen sein kann: Ein Kunde von Burckhardt Compression Indien zum Beispiel, sah sich aufgrund der geringen Nachfrage gezwungen, einen Kompressor mit reduzierter Leistung zu betreiben. Das Bypass-System führte zu einer hohen Verlustleistung von rund 50 kW. Burckhardt Compression Indien bot eine Lösung an, um den Volumenstrom mit minimalen Modifikationen auf die Anforderungen des Kunden zu reduzieren. Mit dieser Lösung erreichten wir eine Energieeinsparung von 80 Prozent. Mit der Standard-Jahreslaufzeit eines Kompressors gerechnet, entspricht dies 320 MWh pro Jahr, also rund einem Drittel des gesamten Stromverbrauchs von Burckhardt Compression Indien inklusive Werk.

Inwiefern ist Winterthur aus Ihrer Sicht ein Schweizer Standort mit Vorreiterrolle?
Ich bin der Meinung, dass Winterthur in Sachen Nachhaltigkeit sehr gut positioniert ist. Wir sind in der Nachbarschaft vieler global agierender Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht nur als eine Verantwortung, sondern auch als Geschäftsmodell sehen. Die Fachhochschule bietet auch ein umfangreiches Angebot an Studiengängen, die für eine nachhaltige Energiezukunft notwendig sind. Dies hilft uns, Mitarbeitende weiter auszubilden oder zu finden. Mit unserem Hauptsitz und der Fertigung hier in Winterthur sind wir auf Nachwuchs und einen Talent-Pool aus der Region angewiesen.

Interview: Linda Stratacò, August 2023